Letzte Aktualisierung 26.Juni 2010

Einzelbericht

Geologie für Interessierte ...

Klaerteich

Lebende Motive tun nicht immer das, was man von Ihnen erhofft und so hat man manchmal die Möglichkeit Dinge zu erkennen, die einem sonst verwehrt bleiben und zwar immer dann, wenn man seinen Blick ausnahmsweise einmal nach unten richtet - eine Blickrichtung, die für jemanden mit vorzugsweise fliegenden Motiven eher selten ist.

Ein gutes Stück vor mir befand sich ein Ausflußrohr, über das die nährstoff- und sedimenthaltigen Abwässer aus der Zuckerproduktion in einen Klärteich, auch Sedimentationsteich genannt, gepumpt wurden - lange vorher hörte ich schon das Rauschen und Plätschern.

Diese Abwässer enthalten einen hohen Anteil an Schwebstoffen und Sedimenten, die sich nach und nach ablagern und damit den Fließ- und Uferbereich des Wassers beeinflussen und formen.

Beim Näherkommen konnte ich bald erkennen, daß das Wasser keineswegs auf direktem Wege zum Teich floß - vielmehr hatte es sich durch die Kräfte, die das Wasser auf seine Umgebung ausübt, also durch die Erosion, seinen eigenen und ganz persönlichen Flußlauf geschaffen.

Klaerteich

Als mir dann so recht bewußt wurde, daß hier quasi eine geologische Entwicklungsgeschichte ablief, nur eben mit kleineren räumlichen Dimensionen, habe ich mir das einmal genauer angesehen.

Und ich staunte nicht schlecht! Es gab alles, was man auch in großen Flußsystemen finden konnte - gerade Strecken mit hoher Strömungsgeschwindigkeit, wenn der Untergrund fest und erosionsbeständiger war; ausgeschwemmte Bereiche, Kurven, Ecken und zum See hin hatte sich das Wasser sogar ein Flußdelta geschaffen.

Es gab sogar drei dieser Flußläufe, so daß ich gleich mehrere Studienobjekte hatte.

Die Abwässer aus einer Zuckerfabrik weisen zumeist einen sehr markanten Geruch auf und sind für uns Menschen eher abschreckend. Dort, wo das Abwasser aus dem Auslaufrohr gepumpt wird, schämt es auch gewaltig und kaum jemand von uns will sich vorstellen, darim schwimmen zu wollen.

Wiedehopf

Was ich immer wieder faszinierend fand war die Tatsache, daß die Tiere sich teilweise sogar mit Begeisterung in diesen stinkenden und sch&aumenden Fluten tummelten. In Offeneau konnte ich beobachten, wie eine Entenmutter ihre Jungen mitten durch diese schämende Masse führte - als sie wieder heraus kamen, konnte man die Kleinen unter den Schaum erst gar nicht mehr erkennen:-)

Auch konnte ich beobachten, daß die Vögel diesen Schaum teilweise auch fraßen. Offensichtlich schätzen sie den Nährwert.

Als Folge dieses hohen Nährstoffgehaltes findet deshalb man im Umfeld solcher Klärteiche auch eine relativ große Vielfalt an Vögeln und Tieren. Bei einer seit über 20 Jahren stillgelegten Zuckerfabrik befindet sich heute noch ein Naturschutzgebiet mit einer faszinierenden Vielfalt aus allen erdenklichen Lebensformen - viele meiner Aufnahmen sind dort entstanden.

Loeffelenten

Und so konnte ich außer meinen Flußdelten damals auch noch riesige Starenschwärme beobachten, wie sie über die Büsche und Bäume zogen - ein Fachmann vor Ort schätze sie auf über 10.000 Tiere je Schwarm.

Als dann im warmen Abendlicht auf dem Weg zu den Schlafplätzen die ersten Reiher vorüberzogen, gefolgt von einem Schwarm von Löffelenten und Kiebitzen, war ich rundum zufrieden und hatte zumindest für einen kleinen Moment die Alltagssorgen vergessen :-)

Als ich das erste Mal dort war, habe ich dort sogar einen Wiedehopf gesehen. Ich konnte es nicht fassen - einen lebenden Wiedehopf, meinen heimlichen Traumvogel - den ersten und einzigen, den ich bislang überhaupt zu Gesicht bekam.


Zaunkönig

Die Farben sind echt - das Wasser sah wirklich so blau aus


Zaunkönig

Zaunkönig

Zaunkönig

Zaunkönig

Ein leibhaftiger Wiedehopf - ich konnte es kaum fassen


Zaunkönig

Löffelenten im Abendlich - auf dem Weg zu den Schlafplätzen

 

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